instagram logo

Müller-Fon


Foto: Dorothea Tuch

„Andererseits ist durch nichts erwiesen, dass der Mensch auf der Erde das herrschende Lebewesen ist. Vielleicht sind es ja die Viren, und wir sind nur Material, eine Art Kneipe für die Viren. Der Mensch als Kneipe – auch das ist nur eine Frage der Optik.“
Heiner Müller: Da trinke ich lieber Benzin zum Frühstück. Gespräch mit Frank M. Raddatz. Zuerst in: TransAtlantik, 2/1989 – auch in: Werke, Bd. 11, S. 438f.

Im MÜLLER-FON wird Heiner Müller zu neuem Leben erweckt und ist rund um die Uhr für das Publikum telefonisch erreichbar. Halb Mensch, halb Telefoncomputer äußert sich Müller zu verschiedensten Themengebieten der Gegenwart: von sozialer Ungleichheit über die Krise Europas bis hin zur aktuellen Theaterlandschaft. Per Tastenwahl können die Anrufer*innen ihren Austausch mit Heiner Müller individuell gestalten. Müllers politische Weitsicht und seine ungebrochene Aktualität bilden dabei die Gesprächsbasis.
Interrobang haben mit der Analyse, O-Ton-Montage und Digitalisierung des umfangreichen Müller-Audiomaterials eine künstliche Heiner-Müller-Intelligenz erschaffen, die gespenstisch und befremdlich auf die Texte und Interviews Heiner Müllers zurückblickt und sie für die Gegenwart und Zukunft neu konfiguriert.


Presse


„Eine künstliche Heiner-Müller-Intelligenz, unsterblich und gefangen im System, scheint mit einem zu sprechen. „Wie wollen wir anfangen? Mit dem Theater, dann wähle die 1. Mit der Festung Europas, dann wähle die 2. Oder mit der Ökonomie, dann wähle die 3.“ Befremdlich und faszinierend ist diese Form der Kommunikation.[…] “
(Julia Bickel, taz)

„Eine ebenso aufwendige wie gelungene O-Ton-Montage des umfangreichen Müller-Audiomaterials.“
(Christine Wahl, Tagesspiegel)

„Heiner Müller zeichneten ein leiser Humor und die Vorliebe zum klassischen Witz aus. Mit Sicherheit hätte er an der Installation Die Müllermatrix von Interrobang seine helle Freude gehabt. Per Telefon kann sich das Publikum mit einem Müller-Cyborg unterhalten.“
(Berliner Morgenpost)

„Heiner Müller als nicht tot zu kriegendes Gespenst“
(Gerd Brendel, Deutschland Radio Kultur)

“Die Installation erinnert an eine Verhörsituation oder einen Gefängnisbesuch, nur fehlt der Mensch, der einem dabei gegenüber säße. In der Müllermatrix besetzt eine Figur namens Müller diese Leerstelle, die aus dem Telefon zu ihrem Zuhörer spricht.[…]
Die Kunstfigur Müller, die da zu einem aus dem Telefon spricht, weiß, dass sie kein Mensch ist, „sondern eine Menschmaschine. Eine künstliche Telefonintelligenz“. Die Stimme ist die, des 1995 verstorbenen Dramatikers Heiner Müller. Aus über 185 Audiofiles, die zwischen zwei und 45 Minuten lang sind, hat die Performance-Gruppe Interrobang die Müllermatrix geschaffen. „In ihr lassen wir Heiner Müller als Telefoncyborg wieder auferstehen: eine von uns künstlich geschaffene Figur namens Herr Müller spricht gespenstisch mit der Stimme des toten Heiner Müllers über unsere Gegenwart“, erklärt Konzepterin und Realisatorin Nina Tecklenburg.[…] Der Zuhörer entscheidet, wovon Müller sprechen soll. Je nach Tastenwahl geht es um das Theater, die Ökonomie oder die Festung Europa. Mal sind es komplizierte Thesen Heiner Müllers, mal von Interrobang montierte Sätze. Dann schlägt das Einbahnstraßentelefonat aber auch immer wieder in Plauderpassagen um, Müller erzählt Anekdoten oder fragt, ob der Zuhörer nicht mal eine Zigarrenpause machen wolle.[…]
Interrobang verbirgt weder Schnittstellen, noch die verschiedenen Qualitäten der Audioaufnahmen. […] Immer wieder wird Müller auf den Übergang von Mensch zu Maschine verweisen und letztlich die ultimative These aufstellen: „Man muss irgendwann begreifen, dass nur die Kunstwerke, die auch technologisch auf der Höhe sind, politisch was bewirken können.“
(Cindy Michel, Wired)



Credits


Konzept und Realisation: Interrobang Programmierung: Florian Fischer und Georg Werner Soundbearbeitung: Friedrich Greiling Grafik: Jürgen Fehrmann

Müller-Fon ist eine Weiterentwicklung der Installation Die Müllermatrix, die im Rahmen des Festivals „Heiner Müller!“ 2016 im HAU aufgeführt wurde.

Mit freundlicher Genehmigung von henschel SCHAUSPIEL Theaterverlag Berlin.


Termine


HAU 4 Hebbel am Ufer Online
01.-30. April 2021

an den Anfang der Seite